Ich muss das mal loswerden – denn es ärgert mich.
Es geht um die Singleauskopplungen des neuen Silly-Albums „Kopf an Kopf“, das am 22. März 2013 erscheint.
Die Band begleitet mich inzwischen seit 17 Jahren und es waren in erster Linie drei Dinge, die Silly wirklich besonders gemacht haben:
- die großartigen Musiker – und allen voran Gitarrenvirtuose Uwe Hassbecker
- die Texte aus der Feder Werner Karmas (Gundermanns und zuletzt Danz) die, das lag allen dreien, durch Wortspiele und wunderschöne Bilder beeindruckt haben
- Tamara Danz, die den Songs mit Ihrer Stimme eine unerhörte Breite verliehen hat
Dass die Band nach dem Tod vom Tamara Danz weiter gemacht und sogar ein neues Album (Alles Rot) herausgebracht hat fand ich sehr begrüßenswert. Das Album war, das kann man so sagen, ziemlich durchproduziert und glatter als man das von Silly gewohnt war. Eine neue Zeit, eine neue Sängerin. Anna Loos kann singen und Vergleiche sind sicher unangebracht. Aber es war Werner Karma der den Texten und somit dem ganzen Album den Silly-Charme eingehaucht hat.
Nun das neue Album: Kopf an Kopf. Werner Karma wurde diesmal nicht verpflichtet (außer für vier Songs). Als Texterin zeichnete diesmal Anna Loos höchst persönlich.
Und das ging so richtig nach hinten los.
Schlimmer noch – die Auskopplungen haben mich geradezu entsetzt. Silbermond, Rosenstolz – oder irgendeine andere belanglose deutsche Kitschschlagerband ? Silly sind davon nicht mehr auseinander zu halten. Was Anna Loos da dichtet schreiben sich 13 jährige Pennäler in ähnlicher oder besserer Form ins Poesiealbum. Ein Beispiel dazu:
(Album „Kopf an Kopf“; 2013) (Video gibt es hier: http://vimeo.com/60821574)
Deine Schwächen sind auch Stärken
an dir gefällt mir alles gut
Ich will dich nicht verletzen
hab‘ nie verstanden, warum ich’s tu
Wir wählen Worte um uns zu streiten
als wären wir uns nicht genug
Zu oft vergessen wir zu sagen
wie gut wir uns beide tun
Banal. Eindimensional. Egal.
Das trifft für den kompletten Track „Deine Stärken zu“ und setzt sich anderen Tracks ähnlich fort.
Tamara Danz hatte nach 18 Jahren Bandgeschichte erstmals gewagt zu texten.
Zum Vergleich, ein paar Zeilen mit ähnlichen Inhalt aus ihrer Feder:
(Album „Paradies“; 1996)
Deine Augen – blinde Fenster – geben keinen Widerschein;
verdunkelt, vernagelt – kein Feuer, kein Rauch,
kein Licht, keine Schatten – nicht rein und nicht raus,
eisiges Schweigen – ein Geisterhaus.
Ich werde Dich instandbesetzen,
ich knack‘ Dich auf heut‘ nacht
von der geheimsten Kellertreppe
bis ganz hoch unters Dach.
Und hier eines der unverwechselbaren Karma-Bilder für eine ähnliche Situationsbeschreibung:
(Album „Bataillon d’amour“; 1986)
Vögel aus Zigarettenpapier
landen auf deiner Haut
Ich ruf‘ uns ’n Taxi
und schick es nach Bier
Im Kühlschrank brennt Licht
Wo bin ich denn hier
Ist alles so kalt
Ist alles so leer
Ich mache mich hin
Ich mache Verkehr
Die Neonröhre
röhrt leis dazu
Nur ich nur ich und du
Hört es euch an. Widersprecht mir.
Ich werde diese Platte – als erste der Band – nicht kaufen.
Schade.
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